AquaConsult Experteninterview II: Die Bedeutung von Pilotprojekten für die Offshore-Wasserstoffproduktion

1. Hallo Michael, was ist Deine konkrete Aufgabe bei AquaConsult?

„Bei ONP Management, einem Partner von AquaConsult, setze ich mein technisches und Projektmanagement-Know-how ein, um komplexe Infrastrukturprojekte, einschließlich Offshore-Wind- und Wasserstoffprojekte, durchzuführen. Wir leiten Projektteams und unterstützen Kunden während der Konzeptionsphase, der frühen Entwicklungsphase, der FEED-Phase, dem Engineering, der Beschaffung und der Ausführung/Installation bis hin zum COD. In dieser Funktion bin ich auch für die Beteiligung der ONP an der Entwicklung der „NORTHSEA HYDROGEN® Offshore Farm“ verantwortlich, über die wir heute näher sprechen wollen. Dieses Projektpaket zur Erzeugung von grünem Wasserstoff aus Offshore-Windkraftanlagen steht in direktem Zusammenhang mit der Mitarbeit der ONP im AquaConsult-Netzwerk. Als One-Stop-Shop für Projektentwickler bieten die in AquaConsult zusammengeschlossenen Berater das gesamte Fachwissen, das für die erfolgreiche Entwicklung und Durchführung dieser Projekte erforderlich ist.“

2. Danke dir. Und was ist das „NORTHSEA HYDROGEN® Demonstrator Project“? Warum ist es wichtig, darüber zu sprechen?

NORTHSEA HYDROGEN® zielt darauf ab, groß angelegte Offshore-Windparks in der Deutschen Bucht zu bauen, die von 10 MW über 300 MW bis hin zu 1 GW reichen, um grünen Wasserstoff im industriellen Maßstab zu produzieren. Der Transport des komprimierten Wasserstoffs an Land erfolgt über Schiffe oder Pipelines.
Mit dem „NORTHSEA HYDROGEN® Demonstrator Project“ soll die Machbarkeit der Erzeugung von grünem Wasserstoff aus Offshore-Windenergie untersucht werden. Das Projekt umfasst die Installation einer autarken, autonomen Hubinsel, die mit 10-MW-Elektrolyseuren und Hilfsgeräten zur Erzeugung von Wasserstoff direkt auf See ausgestattet ist. Die Wasserstoffproduktionsanlage wird neben einem bestehenden Offshore-Windpark (OWF) betrieben und die benötigte erneuerbare Energie direkt vom OWF beziehen. Der Grundgedanke dieses Pilotprojekts ist die Untersuchung und Demonstration der Machbarkeit der Wasserstofferzeugung unter Nutzung der variablen Stromlast von Offshore-Windturbinen in einer schwierigen Meeresumgebung. Durch die Nutzung der schwankenden Stromproduktion von Offshore-Windkraftanlagen soll das Projekt beweisen, dass Wasserstoff auch unter variablen und rauen Bedingungen effektiv und effizient produziert werden kann. Dieses Demonstrationsprojekt zeigt nicht nur die Harmonisierung von Offshore-Windenergie und Wasserstofferzeugung, sondern ebnet auch den Weg für künftige groß angelegte Offshore-Wasserstoffprojekte.“

3. Okay, und was sind die Ziele und erwarteten Ergebnisse des Demonstrationsprojekts?

„Das Hauptziel des Demonstrationsprojekts besteht darin, die Machbarkeit eines modularen Konzepts für eine Offshore-Wasserstoffproduktionsanlage zu testen. Dies beinhaltet die Schaffung eines „Proof of Concept“, der die effektive Integration von Entsalzung, Elektrolyse-Technologie und Offshore-Windenergie demonstriert. Indem eine funktionierende Systemintegration unter abgelegenen Offshore-Bedingungen im 10-MW-Maßstab erreicht wird, soll das Projekt den Weg für künftige innovative Offshore-Wasserstoffprojekte ebnen. Eine erfolgreiche Demonstration wird nicht nur die Unterstützung der Regierung auf sich ziehen, sondern auch das Vertrauen der Investoren stärken, indem sie das Risiko verringert und die Realisierbarkeit und Skalierbarkeit solcher Technologien im Bereich der erneuerbaren Energien aufzeigt.
Das Projekt zielt auch darauf ab, mögliche Optimierungen zu erforschen, um die Leistung zu verbessern und die Betriebskosten zu senken. Die im Rahmen dieses Demonstrationsprojekts gewonnenen Erkenntnisse und Erfahrungen werden in groß angelegte Offshore-Wasserstoffprojekte einfließen, die von NORTHSEA HYDROGEN bereits entwickelt werden. Dies wird dazu beitragen, die Kosten durch Skaleneffekte erheblich zu senken, so dass die Offshore-Wasserstofferzeugung letztlich zu einer praktikableren und attraktiveren Option für die Energieerzeugung in großem Maßstab wird.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Ziel darin besteht, die Entwicklung, den Bau und die Erprobung der Offshore-Wasserstoffproduktion in Angriff zu nehmen. Zunächst in einer Größenordnung von 10 MW und später in Megawatt- und Gigawattbereichen. Dadurch wird die Weiterentwicklung dieser Technologie von politischen Unwägbarkeiten entkoppelt und das Risikoprofil für Investoren, Versicherer und Betreiber verringert.“

4. Siehst du einen konkreten Anwendungsfall für den erzeugten Wasserstoff? Wenn ja, wo siehst du ihn?

„Wir haben einen äußerst innovativen und wirkungsvollen Verwendungszweck für den in unserem Pilotprojekt erzeugten Wasserstoff ausgemacht: die Bereitstellung der ersten grünen Offshore-Wasserstofftankstelle. Derzeit sind mehrere Schiffe auf dem Markt wasserstofftauglich oder werden bereits mit Wasserstoff betrieben, und viele weitere werden voraussichtlich bald auf den Markt kommen. Ein entscheidendes fehlendes Glied auf dem Weg zur vollständigen Dekarbonisierung ist jedoch die Verfügbarkeit einer ausreichenden Betankungsinfrastruktur. Unser „NORTHSEA HYDROGEN® Demonstrator Project“ zielt darauf ab, diese Lücke durch den Bau der ersten Offshore-Wasserstofftankstelle zu schließen. Diese Station wird die notwendige Unterstützung für wasserstoffbetriebene Serviceschiffe bieten, damit diese effizient und nachhaltig arbeiten können.
Durch die Entwicklung dieser Betankungsinfrastruktur unterstützen wir nicht nur die Dekarbonisierung des Offshore-Betriebs und der Wartung von Windparks, sondern fördern auch die breitere Einführung von Wasserstoff im maritimen Sektor. Dieses Projekt ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer vollständig nachhaltigen und kohlenstoffneutralen Offshore-Industrie und ebnet den Weg für zukünftige Fortschritte in der Wasserstofftechnologie und -infrastruktur.

Voraussetzung für das Pilotprojekt und die Offshore-Grüner-Wasserstoff-Tankstelle ist ein schnelles und effizientes Regulierungs- und Genehmigungsverfahren. Wir wollen die bestehende Offshore-Infrastruktur nutzen und spätestens 2027 die erste Offshore-Elektrolyse in deutschen Gewässern errichten.“

5. Was sind die weiteren Schritte in der Entwicklung dieses Pilotprojekts und wie wird AquaConsult daran beteiligt sein?

„NORTHSEA HYDROGEN® wird in Kürze auf interessierte Investoren und Windparkbetreiber zugehen, um geeignete Optionen für die Realisierung des Demonstrators zu ermitteln. Unsere Partner von AquaConsult werden anschließend eine entscheidende Rolle bei der detaillierten Entwicklung des Projekts spielen.
Vor allem mögliche Förderungen, regulatorische Fragen und Genehmigungen erfordern eine genaue Kenntnis der Prozesse und Anforderungen. Die Experten von cruh21 und Impact Funding Europe werden sich mit diesen Aufgaben befassen.  Sobald der FEED-Prozess und die Finanzmodellierung begonnen haben, wird der Versicherungsmarkt von unseren Versicherungsexperten der Nordwest Assekuranz angesprochen, um die Versicherbarkeit sicherzustellen.
Der detaillierte Engineering- und Designprozess ist eine Kernkompetenz der Tractebel Overdick GmbH, die dabei helfen wird, alle technischen Herausforderungen bei der Installation einer Elektrolyseur-Einheit auf einer Hubinsel zu lösen. Die INP Infrastructure GmbH unterstützt bei der Fertigung, Installation und Inbetriebnahme.  Um das gesamte Spektrum des Projektlebenszyklus abzurunden, wird der Betrieb des „NORTHSEA HYDROGEN® Demonstrationsprojekts“ von der Deutschen Windtechnik AG geplant und auf den Windparkbetreiber abgestimmt.  Wie zu sehen ist, bietet das AquaConsult-Netzwerk für unser 10-MW-Pilotprojekt wirklich alles aus einer Hand. Dies wird auch für die 300MW und 1GW Projekte von NORTHSEA HYDROGEN gelten, die derzeit parallel entwickelt werden.

Was wir brauchen, ist die Bereitschaft eines Windparkbetreibers, mit uns zusammenzuarbeiten und die benötigte Energie bereitzustellen, die Flexibilität der Behörden, ein solches Pilotprojekt schnell voranzutreiben, und einen visionären Investor, der unseren Weg verfolgt, die Produktion von grünem Wasserstoff aus der stärksten auf dem Planeten verfügbaren erneuerbaren Energiequelle zu steigern. NORTHSEA HYDROGEN® und AquaConsult sind bereit zu handeln und darauf erpicht, das technologische Niveau für den dringend benötigten Übergang vom Transport von Elektronen zu Molekülen voranzutreiben.“

Vielen Dank für den spannenden Einblick, Michael!

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Über Michael Berges:

Michael ist ein erfahrener Senior Project Manager mit einer starken Expertise im Bauingenieurwesen und einem Doppelabschluss in diesem Bereich. Seit 2011 hat er sein Fachwissen im Projektmanagement bei einer Vielzahl von technisch anspruchsvollen, großen Infrastruktur- und Offshore-Windprojekten in Europa, Asien und der Karibik eingesetzt. Zu Michaels umfassender Erfahrung gehört die Leitung und Koordination von Projekten mit besonderem Augenmerk auf Zeit-, Kosten-, Sicherheits-, Qualitäts- und Schnittstellenmanagement. Darüber hinaus verfügt er über fundierte Kenntnisse in den Bereichen Regulierungsangelegenheiten, Ausschreibungs- und Vertragsmanagement und ist ein hervorragender Verhandlungsführer, der technische und kommerzielle Aspekte in die Vertragsbedingungen einbezieht. In diesem Interview erzählt Michael von seiner Reise und seinen Einblicken in die Leitung einiger der komplexesten Projekte im Energiesektor.

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